Zu Wasser und zu Land: ostpreußische Amphibien

von Raphael Schmelter

Bei der vom 8. bis zum 16. August 2011 in Ostpreußen stattfi ndenden Sommerfahrt des BJO wollten wir viel Zeit auf dem Wasser verbringen, weswegen ein Segeltörn auf den masurischen Seen den Höhepunkt der Freizeit darstellen sollte. Am ersten Tage bewegten wir uns allerdings noch an Land. Bevor die Unterkunft in Kehlen bei Angerburg erreicht wurde, standen Rastenburg, Rößel, Schloß Dönhoffstädt, die Burg Barten sowie Drengfurt auf dem Programm. Am Schwenzaitsee angekommen erfuhren wir, daß unser ostpreußischer Gastgeber, Herr Krokowski, ernsthaft erkrankt war. Daher war es für uns selbstverständlich, ihm das Ostpreußenlied vorzutragen, um seine Abwehrkräfte zu stärken.

Am nächsten Tage fuhren wir nach Lötzen, wo wir für die nächsten vier Tage zwei Segelboote übernahmen. Beim ersten Betreten des Bootes übermannte mich ein beklemmendes Gefühl, denn nun sollten wir auf diesen paar Quadratmetern nicht nur ganze Tage verbringen, sondern auch übernachten. Zum Glück befanden sich unter den Teilnehmern nicht nur Neulinge. Nach Überwindung der ersten Steuerschwierigkeiten gelangten wir am Abend zu einem der größten Jachthäfen an den masurischen Seen in Steinort. Als erleichternd empfand ich es, endlich festen Boden unter den Füßen zu haben; das ewige Schaukeln erfuhr mal eine Unterbrechung. Doch geschlafen werden sollte in der auch auf den zweiten Blick recht kleinen Kajüte. Wie überrascht man wurde, als sich der enge Innenraum des Segelbootes nach einigen raschen Umbaumaßnahmen doch in ein gemütliches Schlafzimmer umwandelte, das genügend Platz bieten konnte!

Am nächsten Morgen wurde das von Jahr zu Jahr immer mehr verfallende Schloß der Familie von Lehndorff von außen besichtigt. Dabei konnte man sich gut vor Augen führen, wie prächtig die jetzige Steinorter Ruine zu den Zeiten, als Ostpreußen noch ein freier Boden war, ausgesehen haben mußte. Über den Dargainen- und Mauersee ging es nach Kehlen weiter, und auch den folgenden Tag verbrachten wir mitten in den masurischen Seen.

Das Zusammenleben auf engstem Raum gestaltete sich besser und kameradschaftlicher als erwartet. Jedermann ging seinen Aufgaben nach, wobei sich die Segelarbeit besonderer Beliebtheit erfreute. Es gab auch genügend Zeit, sich an Deck hinzusetzen und einfach die herrliche Natur zu genießen. Das unbeständige Wetter beschenkte uns mit Wind und Regen, aber auch mit Sonne; das volle Programm eben. Zum Abschluß des Törns segelten wir von Gutten nach Reichensee, wo die Boote zurückgegeben wurden.
Nach diesen vier erlebnisreichen Tagen auf dem Wasser mußten wir uns etwas entspannen und konnten den Sonnabend individuell gestalten. Am Abend, als alle Teilnehmer wieder beisammen waren, fand eine Minidart-Meisterschaft statt. Dabei wurde hart um den Sieg gekämpft.

Am Sonntag bewegten wir uns mit unseren Fahrzeugen gen Osten. Zunächst einmal wurde der Goldaper Berg erobert, von wo aus sich ein herrlicher Blick auf die Umgebung bot. Nach dieser Körperertüchtigung begab sich die Truppe zu dem Vereinshaus der deutschen Volksgruppe in Goldap, wo ein reger Austausch mit den deutschen Stadtbewohnern stattfand. Anschließend wurde die 130 km von Königsberg entfernte Kreisstadt besichtigt.

Den nächsten Tag verbrachten wir in der Rominter Heide, weil dort zwei Kaisersteine gesucht und gefunden werden wollten. Zwar gestaltete sich die Suche etwas abenteuerlich, aber das machte den Reiz aus. Insbesondere der zweite Stein bereitete uns Schwierigkeiten, da wir für ihn die ganze Gegend absuchen und uns gar ins Moorgebiet wagen mußten, wo er verborgen war. Wer jedoch sucht, der findet.
Neben dem Heldenfriedhof in Szittkehmen und der beeindruckenden Fahrenheid-Pyramide in Klein Angerapp gefi elen die 1927 in Staatshausen in Betrieb genommenen Viadukte, die früher die Eisenbahnstrecke zwischen Goldap und Gumbinnen verbunden hatten.

Dann hieß es Abschied nehmen. Die Teilnehmer der Sommerfahrt konnten in einer so kurzen Zeit eine Menge an Sehenswürdigkeiten erleben und sich unter Freunden der Schönheit Ostpreußens wieder einmal bewußt werden. Dabei wurden manche bisher nur lose Kontakte zu fester Kameradschaft geschmiedet, die sicherlich in der Zukunft manchem Sturm standhalten wird.

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