Herbstseminar zur historischen, kulturellen und politischen Bildung

von Gernot und Rüdiger Danowski

Das diesjährige Herbstseminar des BJO lockte 25 interessierte Teilnehmer an, denen Ende Oktober Vorträge zu aktuell-politischen, aber auch zu kulturellen und historischen Fragen geboten wurden.

Auch dieses Mal legte der BJO Wert auf Abwechslung, Anspruch und Vielseitigkeit im Programm. Die Veranstaltung wurde vom Münchner Haus des Deutschen Ostens unterstützt..

Den Anfang der Vortragsreihe machte Götz Kubitschek, Redakteur und Publizist (Verlag edition antaios, SEZESSION). In seinem Vortrag „Joachim Fernau und Horst Lange – Laufbahnen zweier ostdeutscher Schriftsteller vor und nach 1945“ standen zwei Schriftsteller im Mittelpunkt, die beide der „verlorenen Generation“ angehörten, also derjenigen Generation, die zwar selbst sehenden Auges den I. Weltkrieg miterlebte, für eine Teilnahme daran jedoch noch zu jung waren. Für Angehörige der ersten Jahrgänge nach 1900 blieb der Eindruck des verlorenen Krieges bestimmend, sie kamen von dieser Schmach nicht los, konnten sich nicht befreien.
So auch Horst Lange wie auch Joachim Fernau. Dennoch könnten beide Autoren unterschiedlicher nicht sein. Kubitschek stellte vor allem heraus, durch welche geschichtlichen und persönlichen Ereignisse die beiden Schriftsteller beeinflusst worden waren, wie sie zu ihren Ansichten und ihrem ganz besonderen, ihnen eigenen Erzähl- und Schreibstil kamen. Horst Lange wurde frühzeitig durch den Beruf seines Vaters als Regimentsschreiber durch das Militärische geprägt. Lange war ein leidenschaftlicher Maler, verfolgte diese Leidenschaft aber nicht beruflich. Nach seinem Studium der Kunstgeschichte, Literaturgeschichte und der Theaterwissenschaft war er zunächst journalistisch für Radio und Zeitungen tätig. Aus seiner Militärzeit stammt sein bedeutendstes Werk, „Die Leuchtkugeln“. Hier veranschaulicht Lange die Dunkelheit des Herbstes des Kriegsjahres 1944. Er zeichnet darin ein sehr trostloses und düsteres Bild der militärischen Situation und einzelner Personen an der Front. Kubitschek zufolge handelt es sich bei den „Leuchtkugeln“ um die beste Darstellung des Frontgeschehens im II. Weltkrieg. Langes Bücher und Gedichte zeichnen sich besonders durch detailverliebte Erzähl- und Beschreibungsweise aus. In vielen seiner Werke ging es um seine schlesische Heimat, deren Verlust er nie richtig verkraftete. Daß Horst Lange größtenteils in Vergessenheit geriet, liegt laut Kubitschek möglicherweise daran, daß Heimatliteratur nun nicht mehr den gleichen hohen Stellenwert besitzt, wie es in früheren Zeiten der Fall war.
Auch Joachim Fernau begann als Journalist zu arbeiten. Im Frühjahr 1940 wurde der gebürtige Westpreuße aus Bromberg zum Kriegsdienst eingezogen und diente dort in einer Propagandaabteilung. Seine Kriegserlebnisse verarbeitete auch er in Werken wie „1000 Tage“ oder „Hauptmann Pax“. Zu großer Bekanntheit gelangte Fernau mit seinem ersten Nachkriegswerk, „Deutschland, Deutschland über alles“ (1952). Der Erfolg dieses Buches über die ironisch, humoristisch, aber auch zynisch und traurig dargestellte Geschichte Deutschlands prägte seinen Stil. Er bezeichnete sich selbst stets als Konservativen, und genau aus diesem Blickwinkel betrachtete Fernau die Themen seiner Bücher. Aufgrund der überblickhaften, humoristischen und prosaischen Erzählweise schrieb sich Fernau von einem Kassenschlager zum nächsten. In dem Buch „Sprechen wir über Preußen“ tritt Fernaus Heimatverbundenheit und seine Wehmut über die verlorene Heimat besonders zu Tage.
Seinen Vortrag beschloß Referent Kubitschek mit der Vorstellung des in seinem Verlag soeben zum 100. Geburtstag von Fernau erschienenen Buch „Joachim Fernau. Leben und Werk in Texten und Bildern“ – mithin unverzichtbar für alle Fernauliebhaber.

Der zweite Vortrag mit dem Titel „Deutschland und Polen – Nachbarschaft über 1000 Jahre“ sollte uns Ostpreußeninteressierten Licht ins Dunkel über die Frage bringen, warum das deutsch-polnische Verhältnis noch heute so belastet ist. Woher kommen die Ängste der Polen? Warum fallen sie manchmal einer Art nationalistischen Größenwahns anheim? Warum erkennen manche Polen nicht, daß auch Polen Täter waren? Aus heutiger Sicht dies allein aus dem Blickwinkel eines im Westen Aufgewachsenen zu beantworten, kann nicht allein die Lösung sein, eröffnete Tagungsleiter Rüdiger Danowski. Mit Frank Dombrowski, noch im Ostpreußen deutscher Zeit geboren, heute wohnhaft in Masuren, konnte ein Referent gewonnen werden, der als ehemaliger Schulleiter der Nikolaiker Marion-Dönhoff-Schule über viele Jahre Antworten auf genau diese Fragen sammeln konnte.

Herr Dombrowskis fesselnder Vortrag begann etwa im Jahre 1000, als die Deutschen versuchten, das Land östlich der Elbe zu christianisieren. Für die slawischen Herrscher waren die Deutschen wegen ihrer fortgeschrittenen Agrarkultur willkommen. Außerdem war mit diesem Aufschwung eine Vielzahl von Städtegründungen verbunden, die eine große kulturelle Bereicherung mit sich brachte. 1226 rief Konrad von Masowien den Deutsche Orden im Kampf gegen die Prußen zur Hilfe herbei, womit abermals zahlreiche Siedlungen entstanden und der Orden durch aufblühenden Handel zu Wohlstand und staatlicher Macht gelangte. Aus Ureinwohnern und Zugewanderten wuchs der Stamm der Ost- und Westpreußen heran.
Im Jahre 1410 erfuhr der Deutsche Orden in der Schlacht von Tannenberg gegen die Polen eine schwere Niederlage. 1466 kamen im 2. Thorner Frieden die westlichen Gebiete als „Königliches Preußen“, darunter das Ermland, unter die polnische Krone. Schließlich säkularisierte Herzog Albrecht von Hohenzollern als letzter Hochmeister den Deutschen Orden – die Überwindung des Ordens stellt in der polnischen Geschichtsschreibung noch heute einen Höhepunkt dar.
Die mit der gewaltigen Ausdehnung des vereinigten Polens mit Litauen im 15. und 16. Jahrhundert von der Ostsee zum Schwarzen Meer einhergehende starke Ausdünnung der Bevölkerung hatte zur Folge, daß mit einer zweiten Besiedlungswelle aus dem deutschen Nordwesten neue Siedler kamen, die bis weit ins Innere Polens hineinsiedelten. Ihre Bedingung war stets, ihre Religion, Schulbildung und Volkstum zu bewahren.
Der wegen innerer Schwäche bedingte Niedergang Polens führte 1772 zur ersten Teilung Polens, bei der Preußen lediglich das „königliche Preußen“ erhielt, das nun zu „Westpreußen“ wurde. Kernpolen, an dessen erfolgter Erstarkung besonders Rußland wenig interessiert war, wurde mit der 2. und 3. Teilung aufgeteilt, was besonders das preußisch-polnische Verhältnis belastete. Im Gefolge der Wiener Schlußakte 1815 kam es zu immer mehr nationalen Spannungen zwischen Deutschen und Polen. In der Zeit ab 1830 erwachte allerorts das Nationalbewußtsein. Die Polen wurden dennoch von Preußen genauso behandelt wie die Deutschen selbst. Erst die Reichsgründung 1871 brachte Veränderungen mit sich. Am 6.11.1916 wurde Polen wieder selbständig und versuchte, aus dem Vielvölkerstaat mit ca. 30 % Nichtpolen ein ethnisch reines Polen herzustellen, unter Umgehung der Minderheitenschutzbestimmungen des Versailler Vertrages.
Zensur, Enteignungen, Polonisierung und Kontrolle erschwerten den Deutschen im neuen polnischen Staat das Leben. Vor und nach dem Beginn des deutsch-polnischen Krieges 1939 kam es zu vermehrten Verschleppungen, Morden und Inhaftierungen von Mitgliedern der deutschen Volksgruppe. Umgekehrt wurden während und nach dem deutsch-polnischen Krieg Polen zu Untermenschen erklärt und Deportationen in großem Stil vorgenommen und polnisches Eigentum enteignet.
Die Ereignisse der Flucht und Vertreibung der Ostdeutschen noch während und nach dem Krieg sind ja bekannt.
Die Unterdrückung der heimatverbliebenen Deutschen nach dem Krieg hielt über Jahrzehnte an. Nach den Zwei-plus-vier-Verträgen von 1990 stand fest, daß das historische Ostdeutschland unbestritten polnisches Staatsgebiet war. Daher ist aus unserer Sicht nicht verständlich, weshalb sich die Polen immer noch anfällig für populistische Meinungsmache gegen Deutsche zeigen. Die Seminarteilnehmer schilderten gegenüber dem Referenten ihre Eindrücke, daß viele Polen immer wieder Großmachtträume wie zu Polens Blütezeit hätten und einer gewissen Nationalromantik anhingen. Daneben sei es für die veröffentlichte Meinung in Polen immer noch ein Tabu, daß Polen vielleicht doch nicht lediglich Opfervolk gewesen ist. Ferner träten bei vielen Polen häufig Überheblichkeit und politische Arroganz auf, sich in innerdeutsche Angelegenheiten einzumischen oder stets die Deutschen als alleiniges Tätervolk darzustellen. Ein deutsches „Zuwiderhandeln“ gegen polnische „Wünsche“ bezogen auf innerdeutsche Angelegenheiten würde völlig überzogen mit abgekühlter Diplomatie bestraft. Obendrein würden in Polen völlig unberechtigte Ängste geschürt, daß sich Deutschland oder Deutsche als Privatpersonen, zum Beispiel über die Preußische Treuhand die ehemaligen Gebiete wieder einverleiben könnten.
Diese berechtigten Fragen der Seminarteilnehmer zu beantworten war Herrn Dombrowski nicht einfach, gelang ihm aber überzeugend. Er machte deutlich, diese Fragen durchaus für berechtigt zu halten. Jedoch empfiehlt er einen anderen Weg als eine dauernde Konfrontation in diesen Fragen. Sicher dürfe man die Geschichte nicht verleugnen, anderseits müsse man den Polen Zeit für einen Reifeprozeß einräumen, der dem 21. Jahrhundert unter dem Stern der Europäischen Union auch angemessen ist. So erwähnte er, daß die populistische Politik der Kaczinski-Brüder in Polen immer weniger Anklang findet. Er betonte den ungeheuren Signalwert der Charta der Heimatvertriebenen und daß die Heimatvertriebenen nie von ihrer aussöhnenden Haltung abgewichen sind. Er rief die Teilnehmer dazu auf, weiterhin den Kontakt nach Polen zu halten, denn die Vertriebenen – das zeigen schon die Abstimmungsergebnisse zur Sejm-Wahl – sind die eigentlichen Botschafter Deutschlands. Wo sie auftreten, entstehen meist Verständnis und Freundschaft.
In den deutsch-polnischen Beziehungen überwiegen Zeiten fruchtbarer Zusammenarbeit erheblich. Es ist verständlich, daß diese weniger auffallen als Epochen, in denen Spannungen sogar zu kriegerischen Auseinandersetzungen geführt haben. Nicht mit einem geschichtsverfälschenden Verstehen, sondern mit einem die Versöhnung im Auge behaltenden Gleichmut gegenüber teils unverständlicher polnischer Agitation kann an diese fruchtbaren Zeiten anknüpft werden.
Mit diesen ermutigenden Worten für die Arbeit des BJO endete der spannende Vortrag von Frank Dombrowski.

Am Nachmittag sahen die Seminarteilnehmer erwartungsvoll dem Vortrag von Ministerialdirektor a.D. Hartmut Gassner entgegen. Er referierte über „den deutschen Staat und die Vertriebenen – eine Erfolgsgeschichte?“ Mit Hartmut Gassner stand für dieses Thema der richtige Mann zur Verfügung, hatte er doch den Umgang mit den ostdeutschen Vertriebenen und die Maßnahmen zur wirtschaftlichen, sozialen und gesellschaftlichen Eingliederung der Vertriebenen von Anfang an in führender Stellung miterlebt, mitbegleitet und mitgestaltet. So stellte Gassner die Ausgangslage Deutschlands, die Vertriebenenpolitik der damaligen CDU-geführten Bundesregierung unter Adenauer und danach die Aspekte der Vertriebenenpolitik in den Jahren 1969 bis 2009 dar.
So begannen seine Ausführungen mit der Darstellung der Lage der Vertriebenen und den zwischen 1945 und 1949 erlassenen Soforthilfemaßnahmen sowie der Eingliederung der Vertriebenen in die Landwirtschaft. Gassner erläuterte, daß der Einfluß der Vertriebenen auf die deutsche Politik durch ein Parteigründungs- und Koalitionsverbot bis 1949 maßgeblich behindert worden war. Erst 1957 begann die Bundesregierung mit der Auszahlung eines Lastenausgleiches. Dieses und das Bundesvertriebenengesetz und Artikel 116 Grundgesetz, also die rechtliche Gleichstellung der Vertriebenen, verhinderten, daß die Vertriebenen radikalisiert wurden. Die Gründung einer eigenen Vertriebenenpartei war danach verboten. Mit dem ersten Bundeskanzler Konrad Adenauer hatte man zudem eine gesellschaftliche Integrationsfigur, die auch für finanzielle Zuwendungen für die Vertriebenen eintrat.
Eine eindeutige Kehrtwende in der Vertriebenenpolitik zeichnete Gassner dann ab dem Jahr 1969. Mit der Regierung Willy Brandt und den durch ihn eingeleiteten Ostverträgen verbreitete sich reger Unmut. Zwar ging die Eingliederung wie geplant weiter, man fühlte sich jedoch von der Bundesregierung ausgebootet und im Stich gelassen. Mit dem Mauerfall 1990 und dem Zusammenbruch des Ostblocks konnte nun auch den in ihrer Heimat Verbliebenen geholfen werden, Sprache, Identität und Kultur wiederzugewinnen und zu bewahren. Mit der ersten rot-grünen Regierung 1998 wurde die finanzielle Unterstützung stark gekürzt und den Vertriebenen starkes Mißtrauen entgegengebracht. Auch das von Erika Steinbach ins Leben gerufene Zentrum gegen Vertreibungen wurde von Teilen der SPD und den Grünen bekämpft. Die Bundesregierung unter Kanzlerin Merkel steht bis jetzt noch zum Vorhaben von Frau Steinbach. Man dürfe gespannt sein, wie sich die Kanzlerin mit dem neuen Koalitionspartner verhalte, so Gassner.

Am Abend war es an der Zeit, nach so viel geistiger Nahrung auch etwas für das körperliche Wohlergehen zu tun. Also machte sich die Gruppe auf, um das in der Nähe liegende Hambacher Schloß zu erklimmen und zu besichtigen. Der steile Anstieg brachte zwar den ein oder anderen ordentlich ins Schwitzen, doch trafen sich alle, mehr oder weniger außer Atem, an den Gemäuern dieses geschichtsträchtigen Ortes. Eine Führung durch die Burg und durch das Museum ließen uns den Geist und die Bedeutung des Hambacher Festes im Mai 1832 erahnen. Auch die kulinarischen Köstlichkeiten der Pfalz sollten uns nicht vorenthalten werden. Eine Weinprobe und eine deftige Pfälzer Brotzeit rundeten einen ereignisreichen und interessanten Tag ab.

Am Sonntagmorgen, als der eine oder andere den süßlichen Geschmack des Pfälzerweines noch auf der Zunge hatte, sprach Hans-Joachim von Leesen zum Thema „War es ein Überfall? – Der Beginn des deutsch-polnischen Krieges“. Der 70. Jahrestag des Kriegsbeginns gab dem BJO Anlaß, sich damit näher auseinanderzusetzen. Der BJO hinterfragte kritisch die von Kanzlerin Merkel im Rahmen der Gedenkfeier in Danzig getätigte Aussage, daß sowohl die Verantwortung Deutschlands am Anfang von allem stand, sowie daß es niemals geschehen wird, Deutschlands immerwährende geschichtliche Verantwortung in Frage zu stellen.
Von Leesen, Publizist und regelmäßiger Autor in der Preußischen Allgemeinen Zeitung und der Jungen Freiheit, schilderte die Ausgangssituation kurz nach dem ersten Weltkrieg. Durch die erneute Gründung Polens und Annexionen von Teilen einiger Nachbarstaaten im Gefolge des Krieges wurde Polen zu einem Vielvölkerstaat, in dem neben Polen auch Ukrainer, Juden, Weißrussen, Deutsche und Litauer lebten. Dem polnischen Staat sei es darauf angekommen, einen ethnisch reinen polnischen Nationalstaat herzustellen. Ziel der polnischen Politik sei es also gewesen, die Juden zur Auswanderung zu bewegen, die Ukrainer und Weißrussen zu polonisieren und die Deutschen aus dem Staat zu verdrängen. Obwohl sich die polnische Regierung im Versailler Vertrag dazu verpflichtet habe, die nationalen Minderheiten zu schützen, hätte die polnische Regierung eine regelrechte „Entdeutschungspolitik“ betrieben. Die Schulen der deutschen Minderheit und deutsche Geschäftsleute seien boykottiert, Deutsche, besonders aber evangelische schikaniert worden. Auch das Verhältnis zunehmender Spannung zwischen dem Deutschen Reich und Polen habe seinen Teil dazu beigetragen, daß sich die Lage der Deutschen in Polen drastisch verschlechterte. Folglich flohen viele nach Danzig oder nach Kerndeutschland. Anfang 1939 holte sich Polen noch die Zusicherung Englands zum Kriegsbeistand gegen Deutschland. Polen war seit langem auf den Krieg vorbereitet und entschlossen, ihn auch zu führen. Auch die unerwartet schnelle Niederlage war keiner Überraschung zuzuschreiben. Der tapfer kämpfende polnische Soldat unterlag der militärischen Überlegenheit, vor allem der Führung der Deutschen Wehrmacht.
Anhand dieser Ausführungen über Diskriminierung, Schikanierung und Boykottierung der Deutschen Minderheit in Polen ist die Frage „war es ein Überfall?“ durchaus diskutabel. Vergleicht man diesen Abschnitt der Geschichte mit dem Jugoslawienkrieg, als die Verfolgung Angehöriger nationaler Gruppen den militärischen Eingriff der Nato zur Folge hatte, kann man über die Frage, ob es ein deutscher Überfall war, getrost geteilter, eben anderer Meinung als der Kanzlerin sein.

Für den kurzfristig erkrankten Dr. Hannes Kaschkat, der sich dem Thema „Der Vertrag von Lissabon – Einschränkung von Deutschlands Eigenstaatlichkeit?“ annehmen wollte, sprang ebenso kurzfristig Dr. Jürgen Danowski ein, der die Zuhörer im Rahmen eines Bildervortrages auf eine ungewöhnliche Reise mitnahm. Diese Reise führte ihn und seinen Sohn aus dem finnischen Turku über Helsinki, von wo aus die Fähre sie ins estnische Reval (Tallinn) übersetzte, über Riga, Libau, Memel, Nidden, Sorquitten/Masuren zurück ins Bundesgebiet. Wie sich zeigte, ohne danach gesucht zu haben, war die gesamte Reise eine Reise auf den Spuren Martin Luthers, der sie über mehr als 3.000 km stets gut leitete. Endstation war das mittelfränkische Ansbach. Kein Wunder, schließlich war es Albrecht von Ansbach, der als letzter Hochmeister des Deutschen Ritterordens die Königsberger Albertina gründete. Da tritt bereits in den Hintergrund, daß eine Schwester Friedrichs des Großen, Friederike Luise, mit dem Markgrafen Karl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach verheiratet war.
Der Vortrag bot vielen Teilnehmern die Möglichkeit mangels Reisen dorthin nun einen auch visuellen Bezug zu Ostpreußen bzw. zum Baltikum auszubilden.

Traditionell beschlossen wir das Seminar mit einem der schönsten Lieder, unserem Ostpreußenlied.

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