Zum Gedenken an die Volksabstimmung vom 11. Juli 1920

von Martin Rautenberg

Die Volksabstimmungen, die am 11. Juli 1920, also vor 90 Jahren, in Teilen Ost- und Westpreußens stattfanden und mit einem klaren Sieg für Deutschland endeten, waren ein Zeichen der unerschütterlichen Treue der Einwohner zu ihrer deutschen Heimat. Von diesem Ereignis wissen jedoch die meisten Deutschen heute nichts mehr. Wie sollen sie auch? In der Schule, wie im Fernsehen wird meistens, wenn es sich um die deutsche Geschichte handelt, über die Zeit von 1933 – 1945 gesprochen und berichtet. Positive Ereignisse unserer Geschichte, auf die wir Deutschen stolz sein können, werden erst gar nicht behandelt.
So hatten wir uns, der Bund Junges Ostpreußen, vorgenommen die Bevölkerung über die Ereignisse, die am 11. Juli 1920 in Ostdeutschland stattfanden, zu informieren, um so eine kleine Schneise in das Dickicht der deutschen Geschichtsunwissenheit zu schlagen. Als Termin vereinbarten wir den 10. Juli 2010, Treffpunkt sollte die Wuppertaler Innenstadt sein.

Aufklärungsarbeit

Aufklärungsarbeit

Der 10. Juli sollte ein sehr heißer Tag werden. Wir trafen uns vormittags in der Innenstadt, bauten unseren Informationstand auf und stellten eine Ostpreußenkarte auf. Unser Infostand, der mit zwei Ostpreußenfahnen bestückt war und auf dem verschiedene Fritz-Ausgaben auslagen, wurde schnell von vielen Passanten wahrgenommen. Trotz der Hitze an diesem Tag waren sehr viele Menschen in der Innenstadt unterwegs. Nebenbei bemerkt, sah man leider auch hier in Wuppertal, daß sich langsam ein Bevölkerungsaustausch vollzieht, bei der die Gefahr droht, daß wir Deutschen zur Minderheit im eigenen Land werden.

Befruchtende Diskussionen über Ostpreußen

Trotz alledem machten wir uns fröhlich an die Arbeit: Mit unseren für diesen Tag gedruckten Flugblättern, über die Volksabstimmung vor 90 Jahren, bestückt, gingen wir auf die Passanten zu, verteilten diese und kamen mit den Leuten ins Gespräch. Die Reaktionen reichten von schroffer Ablehnung und Kritik, über Staunen über unseren Idealismus bis hin zu Zustimmung und Begeisterung zu unserer Aktion. Sehr interessierte oder auch neugierige Bürger schauten sich das Material an unserem Infostand an, stellten Fragen oder diskutierten mit unseren Leuten am Infostand. Zusätzlich führten wir eine kleine Umfrage unter den Passanten durch. Mittels verschiedenen Fragen wie „Kommen Ihre Vorfahren aus Ostpreußen?“, Was verbinden Sie mit Ostpreußen?“, „Wie denken Sie sieht die Zukunft Ostpreußens aus (wird es eines Tages wieder deutsch?)“, „Wußten Sie daß es vor 90 Jahren in Ostpreußen eine Volksabstimmung gab?“ , kam man mit den Passanten ins Gespräch, was auch das Hauptziel dieser Umfrage war. Die Antworten auf diese Fragen waren bunt gemischt, wobei man sagen kann, daß die Personen, die sich zu dieser Umfrage bereit erklärten, eine eher positive Einstellung zu Ostpreußen, sowie auch zumindest etwas Vorwissen über unsere Heimat hatten.

Nach vielen Stunden des Diskutierens und Flugzettelverteilens bauten wir am Nachmittag unseren Stand wieder ab. Wir hatten nicht nur viel verteilt und viele Gespräche geführt, sondern auch Erfahrungen gesammelt im Hinblick auf das, was die Leute über Ostpreußen denken, wie sie die Zukunft Ostdeutschlands sehen und welche Fragen sie an uns haben. Beim Diskutieren mit fremden Leuten wird einem oft erst bewußt welche Geschichtslücken man selbst noch hat und in welchen Bereichen man sich noch weiterbilden kann und sollte. Ich kann jedem nur empfehlen an solch einer Flugblatt-Aktion auch einmal teilzunehmen, oder noch besser: selbst eine zu organisieren. Und keine Angst: Mit jedem verteilten Flugblatt und jedem geführten Gespräch steigt der Mut, der Ehrgeiz noch mehr Leute zu überzeugen und schließlich die Zufriedenheit.

So verließen auch wir zufrieden über unseren Einsatz für unser geliebtes Ostpreußen die Wuppertaler Innenstadt. Unser Einsatz war natürlich nichts im Vergleich zu dem Einsatz unserer Vorfahren damals in den Abstimmungsgebieten. Mit einem Beispiel von vielen, aus dem Buch „Selbstbestimmung für alle Deutschen“ möchte ich diesen Bericht zu Ende gehen lassen: „Ein Pfarrer, der als Abstimmungsberechtigter aus dem Ruhrgebiet zur Wahlurne in Südostpreußen fuhr, berichtet später: „In den Kirchen versammelten sich die Gemeinden zu weihevollen Gottesdiensten, in denen jedem einzelnen die Verantwortung für diese Abstimmung auf das Gewissen gelegt wurde. Viele empfanden den Gang zur Urne in den Wahllokalen wie einen Gang zur Verteidigung des heißgeliebten Vaterlandes mit dem Stimmzettel in der Hand. Ergreifende Einzelheiten sind bekannt geworden. Selbst aus Amerika waren Abstimmungsberechtigte herübergekommen. Ein Schwerkranker aus dem Reich hatte sich durch die Strapazen der weiten Reise nicht zurückhalten lassen. Er ließ sich ins Wahllokal tragen, gab mit letzter Anstrengung seine Stimme ab und starb noch an dem gleichen Tage…“.

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